Aus den Kisten ertönt Volksmusik aus unterschiedlichen Ländern, wobei hauptsächlich die Basstöne zu hören sind. Dadurch beginnt die oben aufgelegte PMA-Platte zu vibrieren. Durch die Komposition der Stückabfolge scheinen die Kisten miteinander zu kommunizieren. Die Verfälschung des Sounds erinnert an ein Vorbeigehen an belebten Gebäuden.
The boxes play traditional music from different countries, the bass notes and sounds predominate. This causes the PMA plates on the top to vibrate. Through the composition of the pieces the boxes seem to communicate with each other. The alteration of the sounds suggests walking past busy buildings.
Taburettli (Kitchen Stool), 2014
Sound-Installation
1–4 pieces, 1m x 1m
Im Frühtau zu Berge wir gehn, fallera. Es grünen die Wälder, die Höhn, fallera. Wir wandern ohne Sorgen, singend in den Morgen, noch ehe im Tale die Hähne krähn.
Volkslieder spiegeln die Selbstwahrnehmung einer kulturellen Gemeinschaft wider. Durch eine gemeinsame Identität, kollektive Heimatgefühle und regionalen Besonderheiten entstehen, meist autorenfreie, Musikstücke, die über Generationen hinaus eine Bevölkerung prägen. Brigit Edelmann nutzt verschiedene Volkslieder für Ihre Arbeit Taburettli. Durch vier, auf dem Boden stehende, dunkelgraue Kästen dröhnen laute und scheppernde Bassfrequenzen aus aller Welt. Die einstündige Klanginstallation findet im Rahmen der Gruppenausstellung „feucht durchgewischt“ ihren Platz im großen Saal des Rathauses in Dringenberg - Bad Driburg.
Doch die laut krachende Plastikmembran jeder Kassette weist nicht auf ein gemeinsam, feierliches Volkstum hin, sondern wirkt wie eine düstere Musikkapelle. Mehrere Pausen unterbinden das prasselnde Geräuschskaudawelsch und rhythmisieren zusätzlich die Parade. Brigit Edelmann, in der Rolle der Kapellmeisterin, nimmt ihren Musikstücken jeglichen Frohsinn und dirigiert das Volkslied ins Groteske.
Immer wieder rüttelt Edelmann in Ihren Arbeiten an der Frage nach Heimat. Diversität von Nachbarländern, Auswanderung, Identität und Tradition sind zentrale Themen in Ihrer Arbeitsweise. Die Schweizer Künstlerin reflektiert immer wieder ihre Herkunft und ihr jetziges Leben, als Ausländerin, in Deutschland. Auch bei Taburettli darf der Schweizer Bezug nicht fehlen. Durch den Titel wird deutlich, dass Sie den Besucher, in Schweizer Tradition, zu ihrem Klang auf einem kleinen Schemel tanzen sehen möchte.